Leonardo da Vinci – neu besucht

Leonardo da Vinci ist für alle Produktentwickler oder auch Softwareentwickler ein Mahnmal der Einfachheit.

Wir alle kennen im privaten Leben, was ein Fernsehgerät beispielsweise heute alles für Möglichkeiten bietet – in Konfiguration, in den Anschlüssen und alles weitere. Und wenn wir das einfach nur mal vergleichen mit den Geräten vor 10 – 20 Jahren, ahnen wir, was sich dort alles an Dingen entwickelt hat. Sofern wir dann ehrlich sind, sind die Möglichkeiten, die uns die Fernseher heute bieten, viel, viel größer als das, was wir von ihnen erwarten. In der Vergangenheit mag die Erwartungshalt und das Angebot der Möglichkeit relativ vollständiger Deckung gewesen sein.

Heute wollen wir mit einem Fernsehgerät einfach Fernsehen schauen. Wir wollen die Möglichkeit haben, über einen Fernseher auch Internetinhalte abzuspielen, egal ob Streamingdienste oder YouTube oder auch schlichte Internetseiten. Aber die Möglichkeiten gehen viel, viel weiter.

Aber, und das ist die gute Nachricht, die Fernsehgeräte von heute können sich weitestgehend selbst konfigurieren. Ich muss also die ganze Komplexität und die ganzen Möglichkeiten dieses Gerätes nicht mehr überblicken können, um ihn einzusetzen und um den Nutzen zu bekommen, den ich haben möchte. Also bei aller Komplexität und Schwierigkeit ist eine Ebene der Einfachheit darüber gelegt.

Und wenn wir uns die Entwicklung von Bankprodukten anschauen, ist die schwierigste Aufgabe in der Produktentwicklung, das Produkt einfach zu halten.

Einfach in der Ansprache des Kunden, einfach im Abschluss, einfach in der Abwicklung, in der Organisation und vor allen Dingen einfach für den Kunden zu verstehen. Und das zu erreichen, ist um ein Vielfaches aufwendiger, als das Produkt selbst im ersten Schritt zu erstellen.

Wir denken heute oftmals daran, dass wir ein MVP, ein Minimum viable Product, an die Rampe stellen und danach das Produkt mit weiteren Features, mit weiteren Möglichkeiten ergänzen. Das ist in einer technikgetriebenen Welt ein Stück weit auch logisch, nur einen Teil des Entwicklungsaufwandes auf sich zu nehmen und damit die ersten Erfahrungen zu sammeln – aus Kundensicht müsste aber nach dem MVP das Weglassen anfangen.

Wie bekomme ich es noch einfacher? Wie bekomme ich es kürzer? Wie bekomme ich es schneller?

Da kann man Leonardo da Vinci – mit all seiner Perfektion – schon mal mit ins Wochenende nehmen.

Veröffentlicht von Thies Lesch, LL.M.

Thies Lesch (Baujahr 1972) studierte, nach Bankausbildung und Weiterbildung zum Handelsfachwirt, Betriebswirtschaft an der Fernuniversität in Hagen und schloss mit den Vertiefungen Bankbetriebslehre und Wirtschaftsinformatik als Diplom-Kaufmann ab. Mit einigen Jahren Abstand folgte in 2016 der Master of Laws in Wirtschaftsrecht an der Hamburger Fernhochschule HFH mit den Vertiefungsschwerpunkten Arbeitsrecht, Mediation und – als Abschlussthema – Kreditrecht. Die Masterarbeit „Negative Zinsen und das Kreditgeschäft: Rechtliche Herausforderungen für Banken in Deutschland“ wurde vom SpringerGabler-Verlag in das BestMasters-Programm aufgenommen und erschien im Januar 2017 als Fachbuch. Die über 30 Jahre Berufserfahrung erstrecken sich in verschiedenen Rollen und (Führungs-)Funktionen weitgehend auf das Firmenkunden(kredit)geschäft und nationale wie internationale Spezial-/Projektfinanzierungen. Thies Lesch ist ausgewiesener Experte in Vertriebsmanagement und Vertriebssteuerung mit ausgeprägter strategischer Kompetenz. Sein Interesse gilt der Systematisierung im Vertrieb, der potenzialorientierten Marktbearbeitung, der Zukunftsfähigkeit des Produktangebotes von Banken und Sparkassen und dem Entscheidungsverhalten von und in Organisationen aus den Perspektiven Compliance und Unternehmensethik.

2 Kommentare zu „Leonardo da Vinci – neu besucht

  1. Lieber Thies,

    ein sehr schönes und anregendes Zitat – und nachdenklich machend: Denn gerade in der Übertragung auf die Kreditwirtschaft zeigt sich, dass die überbordende Bürokratie, die über die Institute ausgeschüttet wurde, der Einfachheit einen Riegel vorgeschoben hat. Dutzende von Seiten, die die KundInnen lesen müssten, und besser noch; verstehen sollten…

    Schönes Wochenende

    Gerd

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