Über das Schreiben als solches

Ich werde schon manches Mal gefragt, warum ich eigentlich schreibe und wie ich das alles so schaffe.

Das sind zwei Fragen, die für mich aber eng miteinander zusammenhängen. Und diese Fragen möchte ich gern im nachfolgenden ein wenig beantworten.

Vielleicht eines vorab: ich schreibe meine Texte nicht, ich diktiere sie. Dies habe ich mir vor etwa vier bis fünf Jahren angewöhnt. Doch dazu weiter unten mehr.

Der normale Prozess des Schreibens, so wie wir Ihnen gelernt und verinnerlicht haben entspringt dem Handschriftlichen. Wir erinnern uns sicherlich noch an Klassenkameraden, die in der Schule immer sehr klein und dafür sehr gleichmäßig geschrieben haben. Mit diesem Schriftbild mag man Kontrolliertheit und Perfektionismus verbinden, in jedem Fall ist es eine etwas langsamere Schrift. Manchmal wirken diese kontrollierten Handschriften auch verkrampft oder man schreibt den Schreibern möglicherweise sogar ein wenig Engstirnigkeit zu.

Ich führe das an dieser Stelle aus, weil über die Konditionierung in die Schriftsprache auch eine dauerhafte Verbindung mit dem Denkprozess im Gehirn erfolgt und wir auf diese Art und Weise lernen, wie wir formulieren und auf unseren Wortschatz zurückgreifen, wenn wir uns in Schriftsprache ausdrücken wollen.

Genauso gibt es geschwungene und verspielte Schriftarten, die zu verschiedenen Assoziation einladen, mit einer gesunden Wahrscheinlichkeit zu mindestens teilweise richtig sein werden.

Wir alle erleben aber die gesprochene Sprache als lebendiger, wenngleich der Wortschatz, der für die gesprochene Sprache abgerufen wird, üblicherweise etwas kleiner ist, als der aktive Wortschatz für die Schriftsprache. Wenn ich jedoch nicht schreibe, sondern spreche, dann habe ich die Hände frei und ich kann sogar, wenn ich diktiere bei meinen Selbstgesprächen gestikulieren oder auf etwas zeigen. Also: durch das Diktieren schreibe ich gesprochene Sprache.

Die Sätze werden dadurch kürzer, aber auch lebendiger. Der praktische Nutzen ist, dass ich relativ schnell ein Flipchart oder ein gemaltes Bild vertonen – und so in geschriebene Sprache übertragen kann. Die Vorbereitung für einen zu schreibenden Text wird auf diese Weise viel freier und ich muss nur darauf achten, dass ich die wichtigen Aussagen, die ich treffen will, mit aufnehme. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass ich etwas im Sprachfluss übersehe und vergesse. Eine nachträgliche Korrektur des Textes durch die klassische Schriftsprache erzeugt dann eher eine merkwürdige sprachliche Mischung. Daneben versuche ich zumeist in meinen Vorbereitungsnotizen über Pfeile oder andere Werkzeuge eine logische Reihenfolge, den roten Faden, sichtbar zu machen. Damit kann ich mich dann komplett auf den Vorgang des Einsprechens konzentrieren.

Natürlich muss ein eingesprochener Text auch normal durchkorrigiert werden, aber wenn die Seite quasi aus dem Stand fertig ist, dann ist das Korrekturlesen relativ schnell erledigt.

Wenn ich jetzt auf die Eingangsfragen zurückkomme, dann habe ich das „Wie“ schon hinreichend deutlich beantwortet – und das „Warum“ lässt sich einfach mit „Freude“ beantworten. Es macht Spaß Texte zu verfassen und sich auszudrücken, wenn es sich nicht wie Arbeit anfühlt. Und mit grafischen Notizen kann ich Themen anfangen, unterbrechen, fortsetzen – sprich nebenbei einfach einen Gedanken festhalten und seinen späteren Zeitpunkt weiterentwickeln.

Dies ist meine Methode bzw. meine Lösung, sie ist natürlich nicht besser, als die klassische Schriftsprache. Sie ist nur anders. Der andere Stärken und in Balance dazu andere Schwächen. In der gesprochenen Sprache kann man bestimmte Worte oder auch Floskeln häufiger wiederholen, als in der Schriftsprache, ohne, dass dies störend auffällt. Die Diktiersoftware tut sich möglicherweise mit Fachbegriffen oder mit neuen Worten etwas schwer und ersetzt in diesen Fällen gerne Begriffe durch Begriffe, die ähnlich klingen und dem System bereits bekannt sind. Dies mag beim Korrekturlesen auch schon mal durchrutschen, weil uns alle an die rote Welle in Microsoft Word gewöhnt haben. Diese Dinge passieren in der klassischen Schriftsprache selbstverständlich nicht in diesem Ausmaß, der für bin ich aber schnell – gefühlt sehr schnell. Ohne auf die Stoppuhr geschaut zu haben, würde ich behaupten, dass mich Texte etwa nur 1/3 der Zeit kosten – von der Idee zur Fertigstellung im Vergleich zum alternativen Vorgehen.

Wie ordnen Sie Ihre Gedanken bzw. beschreiben Sie Ihre Texte? Ich freue mich über Feedback und über Anregungen zum Thema!

Veröffentlicht von Thies Lesch, LL.M.

Thies Lesch (Baujahr 1972) studierte, nach Bankausbildung und Weiterbildung zum Handelsfachwirt, Betriebswirtschaft an der Fernuniversität in Hagen und schloss mit den Vertiefungen Bankbetriebslehre und Wirtschaftsinformatik als Diplom-Kaufmann ab. Mit einigen Jahren Abstand folgte in 2016 der Master of Laws in Wirtschaftsrecht an der Hamburger Fernhochschule HFH mit den Vertiefungsschwerpunkten Arbeitsrecht, Mediation und – als Abschlussthema – Kreditrecht. Die Masterarbeit „Negative Zinsen und das Kreditgeschäft: Rechtliche Herausforderungen für Banken in Deutschland“ wurde vom SpringerGabler-Verlag in das BestMasters-Programm aufgenommen und erschien im Januar 2017 als Fachbuch. Die über 25 Jahre Berufserfahrung erstrecken sich in verschiedenen Rollen und (Führungs-)Funktionen weitgehend auf das Firmenkunden(kredit)geschäft und nationale wie internationale Spezial-/Projektfinanzierungen. Thies Lesch ist ein ausgewiesener Experte in Vertriebsmanagement und Vertriebssteuerung mit ausgeprägter strategischer Kompetenz und hohen Change-Management-Skills. Sein Interesse gilt der Systematisierung im Vertrieb, der potenzialorientierten Marktbearbeitung und der Zukunftsfähigkeit des Produktangebotes von Banken und Sparkassen.

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