
Womöglich ist es Ihnen bereits einmal aufgefallen, dass sich manche Führungskräfte eines Vertrauten bedienen, um sich ein klein wenig bei den eigenen Schwächen helfen zu lassen. So haben beispielsweise manche Vorstände einen Bereichsleiter, der auch – außerhalb der eigenen originären Themen – in Erscheinung tritt, wenn es unangenehm wird. Der „Mann fürs Grobe“ oder die „Geheimwaffe“ für die heiklen Themen.
Dieses Gespann ist stets loyal, vertraut und vor allem auch vertraulich. Oftmals hält eine solche Vertrauensbeziehung für eine gesamte das Berufsleben umspannende Karriere.
Diese Konstellation funktioniert selbstverständlich auch andersherum: wann ist der Rang niedere der Kommunikator, der Moderator und womöglich der einzige, der den Chef wirksam besänftigen oder vielleicht gar bremsen kann. Auch dieses Modell trägt einwandfrei.
Ich nenne dieses Modell „Kanzler und Präsident“. Gedanklich ein wenig entliehen aus unserer politischen Landschaft. Denn losgelöst von der formellen Struktur und der dokumentierten Hierarchie ist es ein Stück weit offen, ob der Kanzler oder der Präsident der wirklich mächtigere in der Konstellation; sicher ist nur: es funktioniert nur zusammen.
Der Kanzler ist für die Wirksamkeit der Organisation „zuständig“; der Präsident für Wahrnehmung und Zusammenhalt der Organisation. Somit gibt es eine sich gegenseitig bedingende und ergänzende Zusammenarbeit, die gleichzeitig auch eine scharfe Abgrenzung der Rollen bietet.
Gegen diese Modelle ist nichts einzuwenden, denn sie existieren ohnehin. Im Gegenteil: wenn ein Mensch in verantwortungsvoller Position sich seiner Schwächen oder gar Defizite bewusst ist, und sich konstruktiv mit ihnen auseinandersetzt, dann ist es doch umso begrüßenswerter, dass aktiv eine tragfähige Lösung gesucht und gefunden wurde.
Wichtig ist lediglich für die Außenstehenden, diese Muster und Beziehungen zu erkennen. Manchmal wird es dadurch leichter Dinge zu bewegen und/oder es mag auch mal helfen ein Fettnäpfchen zu vermeiden, indem man die richtigen Themen mit der richtigen Person anspricht.
Und übrigens: Darüber hinaus ist es keine wirklich erfolglose Karrierestrategie!